Extremismus und Terrorismus als empirische Phänomene haben sich in der akademischen Landschaft als multidisziplinäre und breit gefächerte Forschungsfelder etabliert. Insbesondere im Kontext aktueller Forschungsschwerpunkte wie Islam, Islamismus und islamistische Gewaltgruppen (z. B. al-Qaida und Islamischer Staat [IS]/Daesh) sowie der Erscheinungsformen von Staatsverweigerung und deren Verbindungen zu rechtsextremen, esoterischen und verschwörungsideologischen Strömungen rücken sie zunehmend in den Fokus. Transnationale Perspektiven ergänzen das Forschungsfeld, da islamistische Gruppen wie „IS/Daesh“ oder „al-Qaida“ eng mit globalen Konflikten und entstaatlichten Kriegen verwoben sind.
Die sozialwissenschaftliche Betrachtung dieser Phänomene betont deren hohe sicherheitspolitische Relevanz. Dabei stehen Fragen der Legitimität von Gewalt, der gesellschaftlichen Koexistenz und des politischen Systems im Vordergrund. Zwei zentrale Forschungsstränge lassen sich unterscheiden: der normativ-analytische Zugang, der Definitionen und Objektivierungen der Phänomene liefert, sowie der empirisch-analytische Ansatz, der kritisch-reflexive Perspektiven und sozialhistorische Kontexte einbezieht. Vor diesem Hintergrund gewinnen Themen wie die Herausforderungen für Exekutive und Judikative im Umgang mit Staatsverweigerung sowie die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Polizei, Justiz und Wissenschaft zur Minimierung von Radikalisierungsprozessen an Bedeutung. Die Untersuchung spezifischer Gruppierungen illustriert die dynamische und heterogene Natur solcher Bewegungen.
Auch der Rechtsextremismus bleibt ein bedeutender Forschungsschwerpunkt. Seine ideologischen Facetten, die von Nationalismus und völkischen Ideologien bis hin zu islamophoben und antisemitischen Motiven reichen, werden sowohl historisch als auch gegenwartsbezogen untersucht. Der Anstieg rechtsextremer Gewalttaten in Österreich, Deutschland und Europa sowie die internationale Vernetzung dieser Strömungen unterstreichen die Dringlichkeit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Dabei treten Formen der Online-Mobilisierung, die Instrumentalisierung von Demonstrationen und die Entstehung gewaltbereiter Bürgerwehren in den Vordergrund. Ebenso verlangt die Analyse der Präventionsansätze gegen Rechtsextremismus eine interdisziplinäre Herangehensweise.
Eine weitere wichtige Forschungsrichtung betrifft die Radikalisierungsprozesse in Österreich, Deutschland und Europa. Hierbei wird der Einfluss sozialer, politischer und wirtschaftlicher Faktoren auf Extremismus und Terrorismus beleuchtet. Zudem wird verstärkt untersucht, wie innovative Präventionsmaßnahmen entwickelt und durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, wie z. B. Zivilgesellschaft, Sicherheitsbehörden und Wissenschaft, umgesetzt werden können.
Linksextremismus und sogenannte „linke Militanz“ sind im Vergleich zu anderen Formen des Extremismus bisher weniger intensiv erforscht worden. Die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ergibt sich aus seiner Relevanz für die gesellschaftliche Stabilität. Parallel dazu eröffnen Themen wie Extremismusprävention und Terrorismusbekämpfung sowie die Delinquenzforschung weiterführende Perspektiven, die sowohl wissenschaftlich als auch praktisch von Bedeutung sind. Gleichzeitig verdeutlicht der Blick auf Herausforderungen für Exekutive und Judikative die Notwendigkeit eines kontextbezogenen Verständnisses von Extremismus und Terrorismus.
Die KFIBS-Forschungsgruppe „Extremismus/Terrorismus“ verfolgt das Ziel, theoretische Ansätze, empirische Studien und anwendungsorientierte Perspektiven zusammenzuführen. Dadurch sollen Synergien für die wissenschaftliche Auseinandersetzung und die praktische Präventionsarbeit geschaffen werden. Auf diese Weise wird ein umfassender, ausgewogener und zukunftsorientierter Beitrag zur Extremismus- und Terrorismusforschung geleistet.
Die Arbeitsschwerpunkte der Forschungsgruppe „Extremismus/Terrorismus“ lauten wie folgt:
- Islam, Islamismus und islamistische (Gewalt-)Gruppen (z. B. al-Qaida und Islamischer Staat [IS]/Daesh)
- Erscheinungsformen von Staatsverweigerung und deren Untersuchung von Verbindungen zu rechtsextremen, esoterischen und/oder verschwörungsideologischen Strömungen
- Herausforderungen für Exekutive und Judikative im Umgang mit dem Phänomen der Staatsverweigerung
- Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Polizei, Justiz und Wissenschaft zur Minimierung von Radikalisierungsprozessen
- Radikalisierungsforschung in Österreich, Deutschland und Europa
- Extremismusprävention und Terrorismusbekämpfung
- Facetten des Linksextremismus und des Rechtsextremismus
- Delinquenz (= Straffälligkeit) und kriminogene sowie soziologische Faktoren
Mitglieder der KFIBS-Forschungsgruppe sind:
Rebekka Frank, IHK-Zertifikat/1. juristisches Staatsexamen, B.A.
Dominik Heytens B. A., M. A., Doktorand
Martina Kollegger, BA, BA, Master-Studentin
Desirée Over B.A., Master-Studentin
Dr. phil. Marlon Possard, Habilitand (FG-Sprecher)